Irgendeine News-Sendung (hier und da hieß es Tagesschau, anderswo Tagesthemen – mir eigentlich auch egal, welche es nun ist) hat über eine Aktion des Discounters Penny berichtet, die sage und schreibe neun(!) Lebensmittel künstlich verteuert anbieten, weil so die angeblichen „wahren Kosten“ dieser Produkte finanziert würden.
Finde ich persönlich heuchlerisch, denn es ist wie gesagt ein Discounter. Man ist bewusst so billig wie möglich – und damit selbst der Akteur, der beispielsweise die landwirtschaftlichen Erzeuger preislich knechtet ohne Ende. Penny ist mindestens relevanter Urheber des von Penny mit Krokodilstränen beweinten Problems, deren Kassenkräfte übrigens auch alle nicht gerade an Reichtum ersticken dürften.
Die Aktion an sich finde ich also eher ungeil und an sich etwas verlogen, vor allem aber maximal unsympathisch. Entsprechend überflüssig finde ich es folgerichtig, dass ausgerechnet Nachrichtensendungen ihr auch noch Aufmerksamkeit schenken. In so einer Form mit einem Fake-O-Ton, ob nun gewollt oder ungewollt, wird es endgültig zur absurden Posse.
Aber zu einer Posse, um die jetzt reichlich Theater gemacht wird. Und dieses Theater um die Posse nervt!
Es überdeckt das eigentliche Problem. Nämlich, dass eine Sendung, die sowieso nicht wirklich dazu gedacht ist, Leute zu informieren (sie gibt allenfalls einen Nachrichtenüberblick und mehr will sie auch gar nicht), Werbung für eine private Discounterkette macht.
Ohne den „Bericht“ gesehen zu haben, wird da wohl kaum behauptet worden sein, dass sämtliche Kunden die Aktion total super finden, sondern es wurde ein vermeintlich x-beliebiger O-Ton gezeigt statt keinem.
Das hätte genauso gut ein O-Ton gegenteiligen Inhaltes sein können, dann wäre das Problem aber doch das gleiche: Was soll der Bericht über sowas?
Die künstliche Aufregung der Besorgtbürger bundesweit zeigt zudem noch ein weiteres sehr großes Problem. Nämlich die offensichtlich mangelhafte Medienkompetenz von Leuten, die TV als Medium nutzen.
Die sehen so einen O-Ton und halten ihn nicht nur für die Realität, sondern auch für die ausschließlich vorkommende Meinung. Sie verschwenden gar keinen Gedanken mehr daran, dass solche O-Töne, wenn sie nicht aus welchen Gründen auch immer seltsam künstlich hingefaket werden (als Grund dafür könnte ich mir zum Beispiel einfach vorstellen, dass man grade niemanden hat finden können, der ein paar Sätze geradeaus in eine Kamera sprechen konnte und wollte – ich mein wart ihr mal in nem Penny????) NIE, NIE, NIE die Realität abbilden oder das auch nur wollen.
Sondern sie sind selbst im journalistisch einwandfreiest-möglichen Fall eine rein zufällig eingefangene Einzelmeinung und dementsprechend in Wirklichkeit für sich genommen schon kein sinnvolles Mittel, um über irgendwas neutral zu berichten.
Das Fürchterliche an dieser Posse ist, dass ein nicht geringer Anteil angeblich ach so kritischer Medienkonsumenten offensichtlich nur dann Presseerzeugnisse zu hinterfragen beginnt, wenn man sie so richtig mit der Nase drauf stößt. Und selbst dann fällt ihnen das, was wirklich problematisch ist, überhaupt nicht auf.
Einige hier fordern, die GEZ abzuschaffen. Das geht mir nicht weit genug. Ich möchte bitte ein Fernsehverbot für alle über 40. Offensichtlich können die Leute damit einfach nicht mit diesem Medium umgehen.